Künstliche Intelligenz - mehr als Daten

Künstliche Intelligenz - mehr…

Interview mit Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik bei Arburg.

Die rasante Entwicklung digitaler Technologien eröffnet dem Industrie-4.0-Zeitalter neue Horizonte. Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für die Spritzgießmaschinenindustrie und inwiefern verändert sie die Spritzgießprozesse?

Als Pionier in der Branche beschäftigt sich Arburg intensiv und praxisnah mit der Frage, wie sich mit Hilfe der Digitalisierung die Produktionseffizienz in der Kunststoffverarbeitung weiter steigern lässt. Mit hochwertiger Technik, einer „intelligenten“ Steuerung und digitalen Produkten und Dienstleistungen lassen sich selbst schwierige Prozesse optimieren und stabil halten. Was früher mit erheblichem Zeit-, Personal- und Kontrollaufwand verbunden war, wird dadurch zunehmend einfach, effizient und prozesssicher. Genau das erwarten die Kunststoffverarbeiter von uns Maschinenherstellern – mittels Digitalisierung und Automation die tägliche Arbeit im Spritzgießalltag zu erleichtern und profitabler zu machen.

Gefragt sind umfassend vernetzte „smarte“ Spritzgießmaschinen, die ihre zu fertigenden Teile kennen, ihre Prozesse überwachen, adaptiv regeln und den Bediener in jeder Situation aktiv unterstützen. Dazu zählen auch eine assistenzgestützte Bedienung und lückenlose Dokumentation. Die erfassten Daten liefern sehr viele Informationen über den Fertigungsprozess. Damit lassen sich die eigenen Abläufe schneller und wertschöpfender gestalten und zudem z. B. die Auftraggeber zum Stand und zur Qualität der einzelnen Aufträge informieren.

Dies ermöglicht etwa das Arburg Leitrechnersystem ALS, unser eigenes speziell fürs Spritzgießen entwickelte MES. In dieses Tool können neben Allroundern auch Spritzgießmaschinen anderer Hersteller und z. B. auch metallbearbeitende Maschinen und Peripheriegeräte angebunden werden.

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Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik bei Arburg

Last but not least ist Digitalisierung die Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und damit den nachhaltigen und ressourcenschonenden Einsatz des Wertstoffs Kunststoff. Arburg engagiert sich hier z. B. im Rahmen von „R-Cycle“, einer branchenübergreifenden Initiative für Kunststoff¬recycling. Diese ist in der Kategorie „Nutzung des digitalen Wandels für klima- und umweltfreundliche Innovationen“ für den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) 2022 nominiert. Ziel ist, mit einem digitalen Produktpass die recyclingrelevanten Eigenschaften während der Produktion automatisch zu erfassen, so dass in Abfallsortieranlagen wiederverwertbare Verpackungen identifiziert und sortenrein getrennt werden können, um daraus hochwertige Rezyklate zu gewinnen.

Insgesamt stehen wir beim Thema Digitalisierung noch am Anfang und der Reifegrad in Bezug auf die Digitalisierung der Spritzgießprozesse in den Unternehmen ist noch sehr heterogen.

Der Maschinenbau nimmt die gleiche Entwicklung wie die Automobilindustrie - Software und „smarte“ Technologien werden auch in der Kunststoffverarbeitung immer wichtiger. Hier stehen wir aber erst am Anfang einer neuen Ära. Wir machen uns gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern auf die Reise Richtung digitale Transformation. Weil die Digitalisierung aber in verschiedenen Ländern, Branchen und Unternehmen verschieden weit vorangeschritten ist, wollen wir jeden genau dort abholen, wo er gerade steht. Unser Ziel ist, unsere Kunden mit Rat und Tat zu begleiten und sozusagen „Konnektivität“ zu schaffen zwischen ihnen, unseren Maschinen und Arburg.