Gesetze für die Kreislaufwirtschaft

Beispiel EU – auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe

Im internationalen Vergleich relativ weit fortgeschritten sind die Regelungen in der EU. 2018 hat sie sich eine neue Kunststoff-Strategie vorgegeben. Das Ziel ist, als Teil des Green Deals bis 2050 die Transformation zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Zu den wichtigsten Gesetzen gehören die Single-Use-Plastics-Direktive und die Verpackungsrichtlinie.

Gesetze in der EU

Die wichtigsten Regelungen der Single-Use-Plastics-Direktive:
  • Verbot bestimmter Einwegplastik-Produkte wie Strohhalme oder Einweggeschirr
  • Verpflichtende Sammelquote für Einweg-Kunststoffflaschen (bis 90 Prozent im Jahr 2029)
  • Verpflichtenden Rezyklat-Anteil von 25 Prozent für PET-Flaschen ab 2025 und 30 Prozent für alle Kunststoffflaschen ab 2030
  • An der Flasche fixierte Verschlüsse

Die Verpackungsrichtlinie Packaging and Packaging Waste Directive (PPWD):

  • Aktuell gilt unter anderem, dass ab 2030 alle Verpackungen entweder wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein müssen. Für Kunststoff gilt ab 2030 eine Recyclingquote von 55 Prozent.
  • Im November 2022 veröffentlichte die Kommission einen Entwurf für eine neue europäische Verpackungsverordnung. Er schlägt unter anderem vor:
    • Ab 2030 sollen alle Verpackungen zu mindestens 70 Prozent recyclingfähig sein.
    • Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff sollen ab 2030 zu mindestens zehn Prozent, Einweg-Getränkeflaschen zu mindestens 30 Prozent Rezyklat enthalten, bis 2040 sogar 50 bis 65 Prozent.
    • Ab 2029 sollen in allen Mitgliedsstaaten Pfandsysteme für Plastikflaschen und Aluminiumdosen bestehen.
    • Wiederverwendungsquoten werden abhängig vom Getränketyp vorgeschlagen. Für nichtalkoholische Getränke sollen ab 2030 zehn Prozent und ab 2040 25 Prozent der Behälter wiederverwertbar oder -befüllbar sein.

Viele andere Länder orientieren sich mit ihren Regelungen an den EU-Standards, ein aktuelles Beispiel ist Spanien. Dort sind ab Mitte 2023 Plastikringe um Dosengebinde verbannt. „Für die Balearen und Kanaren gibt es beispielsweise bereits ein Einfuhrverbot auf Getränkeverpackungen aus Kunststoff, also Folien oder Plastikringe. Hier wird unser LitePac Top für Dosen bereits verwendet. Ferner gilt seit dem ersten Januar 2023 in Spanien eine Plastiksteuer auf Verpackungen aus nicht-recyceltem Plastik, die dem Schutz oder Umschlag von Waren dienen“, erklärt Tobias Gut, Produktmanager aus der Verpackungstechnik.

Ein genauerer Blick auf PET-Flaschen

Bei PET-Getränkeflaschen gibt es einen starken Trend hin zu mehr Recycling, einerseits getrieben von gesetzlich vorgegebenen Rezyklatquoten, aber auch durch die Unternehmen selbst, erklärt Michael Auburger, Recycling-Spezialist bei Krones: „Die Firmen versuchen auch aus Imagegründen von Neumaterial wegzukommen und auf Recycling zu setzen. Dazu kommt, dass moderne Sortieranlagen die Kunststoffarten immer sauberer trennen. Die Technologien sind sehr weit fortgeschritten und rPET lässt sich als Lebensmittelverpackung wiederverwenden, also ein Bottle-to-Bottle-Kreislauf etablieren.“ Viele große Hersteller haben mittlerweile Getränkeflaschen aus 100 Prozent rPET im Sortiment.
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Auf dem Markt für Recycling-Material ist die Nachfrage größer als das Angebot.


Der Markt kann die große Nachfrage nach rPET kaum mehr bedienen, beobachtet Manuel Grund: „Man muss die Sammlung effizienter organisieren, damit das Recycling-Angebot hochgeht.“ Dazu kommt, dass rPET nicht nur für Getränkebehälter interessant ist, sondern zum Beispiel auch für Textilien. Viele Länder haben das erkannt und führen Pfandsysteme und Sammelquoten ein. Manche erlassen zusätzlich noch Vorgaben, um das Recycling zu vereinfachen. Korea zum Beispiel erstattet Wasserabfüllern einen Teil der erhobenen „Ressourcenkreislauf-Abgabe“, wenn die PET-Flasche kein Etikett trägt und somit leichter zu recyceln ist. Bei Jeju Province Development Co. in Südkorea soll beispielsweise in Zukunft mithilfe von Krones Anlagen Wasser in labelfreie PET-Flaschen gefüllt werden.

Gesetzliche Vorgaben für Pfandsysteme

Deutschland

Seit 2022 Pfandpflicht auf alle Einweg-PET-Getränkeflaschen mit Ausnahme von Milchflaschen, für sie gilt die Pflicht ab 2024.

Österreich

Ab 2025 Pfandpflicht auf alle Einweggetränkeverpackungen aus Kunststoff und Metall

EU-Vorschlag

Ab 2029 Pfandsysteme für Plastikflaschen und Aluminiumdosen

USA und Kanada

In etlichen Staaten gelten Pfandsysteme – so genannte Bottle Bills – auf Getränkebehälter (Aluminium, Glas, Kunststoff oder Karton).

UK

Pfand auf Getränkeflaschen und -dosen ab 2025; Ziel ist es, den Abfall zu verringern und Recycling zu fördern.

Australien

Einführung von Pfandsystemen in etlichen Bundesstaaten

Ein anderer Punkt, den viele Länder derzeit angehen, ist die Zulassung von rPET für Lebensmittelverpackungen. Vor allem in Asien ist dies vielerorts noch nicht erlaubt, einerseits wegen Bedenken hinsichtlich der Qualität, andererseits weil es eben auch jenseits von Getränken einen Markt für rPET gibt. Viele Länder orientieren sich in ihren Zulassungsvorschriften an den Zertifikaten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA, oder der U.S. Food and Drug Administration, FDA. Als wichtiges Signal gilt, dass Indien kürzlich rPET für Lebensmittel zugelassen hat.

Und was ist mit Mehrweg?

Der Ausbau von Mehrweg-Kreisläufen wäre natürlich ein weiterer Weg, um Abfälle zu vermeiden. Auch deshalb schlägt die EU für die neue Verpackungsrichtlinie verbindliche Mehrwegquoten vor. Manuel Grund erwartet, dass darüber noch intensiv diskutiert werden wird: „Viele Unternehmen haben voll auf Einweg-PET gesetzt. Sie würden für Mehrweg eine völlig andere Logistik benötigen und müssten in Reinigungsanlagen, Sortierzentren und in einen Flaschenpool investieren.“ Dazu kommt, dass bei einem Umstieg, beispielsweise auf PET-Mehrweg, diese Verpackungen am Markt verfügbar sein oder produziert werden müssten. Mehrweg-PET-Flaschen benötigen zum Beispiel etwa doppelt so viel Material wie die Einwegvarianten und können nicht auf derselben Maschine hergestellt werden.
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International ein Nischenthema: Mehrweg-Systeme haben sich bisher nur in wenigen Regionen etabliert.


Aktuell sind Mehrwegsysteme nur in wenigen Regionen etabliert. Neben Europa und Asien nennt Manuel Grund vor allem Südamerika: „Dort gibt es ein starkes Mehrwegsystem für große PET-Flaschen mit zwei und mehr Litern. Diese Flaschen eignen sich sehr gut für Mehrweg, deshalb hat sich da ein Markt etabliert.“ Ein Positivbeispiel aus Europa ist die deutsche Berchtesgadener Land Molkerei, die für ihre neue Krones Glaslinie sogar den Mehrweg-Innovationspreis der Deutschen Umwelthilfe und der Stiftung Initiative Mehrweg erhalten hat.

Man darf also gespannt sein, wo die Reise in den nächsten Jahren hingeht, wie die Welt die Plastikflut in den Griff bekommt und ob sich eine Kunststoff-Kreislaufwirtschaft etabliert. Krones steht mit seinen Technologien parat - egal, welche Lösungswege eingeschlagen werden.