Südostasien: eine Wild Card in der weltweiten Kunststoffbranche

Spitzenreiter in der Verpackungsindustrie

Laut einer Branchen-Prognose von Transparency Market Research kann der asiatische Markt für flexible Verpackungen von 2016 bis 2024 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 5,7% erreichen und somit auf 6,7 Milliarden USD steigen, was durch eine positive Entwicklung und ein steigendes verfügbares Einkommen verursacht wird. Thailand, auch bekannt als ''Küche der Welt'', da das Land seine Nahrungsmittel- und Landwirtschaftsbranche in den Mittelpunkt stellt, kann eines der fortschrittlichsten Nahrungsmittelverarbeitungssegmente Asiens vorweisen und besitzt über 10.000 Nahrungsmittel- und Getränke-Verarbeitungsbetriebe. Als drittgrößte Branche des Landes erwirtschaftet sie über 20% des Bruttoinlandsprodukts.

Die thailändische Verpackungsindustrie wird im Jahr 2020 voraussichtlich 63,1 Billionen Einheiten vorweisen und somit im Vergleich zu 2017, als sie noch 51,3 Billionen Einheiten zählte, ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 4,2% aufweisen. Verpackungen, die eine hohe Funktionalität aufweisen, wie On-the-go-Verpackungen, nachhaltige Verpackungen oder personalisierte Päckchen, werden langfristig eine höhere Nachfrage erzielen, ebenso wie Hartkunststoffe, die von 2017 bis 2022 die größten Marktanteile verzeichnen und ein Wachstum von 4,5% vorweisen werden.

Indonesien wird in der Region zugleich die führende Position im Markt für flexible Verpackungen einnehmen, wobei laut Transparency Market Research die Lebensmittelverpackungen in diesem Land 70% des Plastikkonsums ausmachen. Die Umsätze im Bereich Lebensmittel und Getränke zählen in Indonesien zu den treibenden Kräften für den starken Anstieg im Einzelhandelsumsatz, der basierend auf den Daten von Dezember 2018 von der Bank Indonesia durchschnittlich bei 3,7% im Vergleich zum Vorjahr liegt. Dadurch ist auch der indonesische Kunststoffmarkt gewachsen, der laut einem Bericht von Mordor Intelligence von 2018 bis 2023 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 6,23% vorweisen wird.

Der aufkommende Trend eines hektischen, schnelllebigen Lebensstils in der florierenden indonesischen Urbanisierung ist laut Global Data auch für die steigende Nachfrage nach kleineren, praktischen, On-the-go-Verpackungen und anderen Verpackungsarten verantwortlich, was auch für ein steigendes Umweltbewusstsein bei den Verbrauchern spricht, welches wiederum als Schlüsselfaktor für eine höhere Nachfrage nach umweltfreundlichen Verpackungsformaten gilt.  Flexible Verpackungen finden in der indonesischen Lebensmittelindustrie eine breite Anwendung, was auf ihre niedrigen Kosten, ihre Anpassungsfähigkeit hinsichtlich verschiedener Formen und Größen, ihren Komfort und ihren niedrigen Kohlenstoff-Emissionen zurückzuführen ist. Die flexiblen Verpackungen wiesen im Jahr 2016 einen Marktanteil von 42% auf und zählten 42 Milliarden Einheiten. Im Jahr 2021 wird diese Zahl voraussichtlich auf 52 Milliarden steigen, wodurch von 2016 bis 2021 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 4,3% erreicht werden wird. Nichtsdestotrotz konnten auch die Hartkunststoffverpackungen im Jahr 2016 in Indonesien einen beträchtlichen Marktanteil für sich beanspruchen (25%) und sollen bis 2021 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 7,7% weiter steigen.

Mit über 1.500 Kunststofffertigungsunternehmen wird der Kunststoffmarkt in Malaysia vor allem von Verpackungen dominiert. Nach Angaben von Statista wird die Lebensmittel- und Getränkebranche in Malaysia im Jahr 2019 rund 268 Millionen USD verdienen und bis 2023 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 18% auf 520 Millionen USD ansteigen. Auch die Pharmaindustrie trägt zum Wachstum der Verpackungsbranche bei.

Drohende Abfallproblematik – Kreislaufmodelle zum Wohl der Nachhaltigkeit

Die boomenden Kunststoff- und Verpackungsbranchen in Südostasien haben zu einem immer größer werdenden Abfallproblem geführt. Laut der Umweltschutzorganisation Ocean Conservancy und basierend auf den Forschungsergebnissen des Magazins Science stammt über die Hälfte des Plastikmülls, der in den Weltmeeren landet, aus fünf Ländern – China, Indonesien, den Philippinen, Thailand und Vietnam.

Unterdessen ist Südostasien aufgrund des im letzten Jahr in China verhängten Einfuhrverbots von fast allen weltweit recycelbaren Kunststoffen zum Ziel der Entwicklung der nationalen Recycling-Fähigkeit zu einer Mülldeponie für Plastikabfall aus anderen Ländern geworden. Und während Thailand, Vietnam und Malaysia die Einfuhrverbote auf Plastikabfall vorantreiben, sind nach wie vor weitere Gesetze notwendig, um den Lauf der Dinge aufzuhalten, denn die Zahl der illegalen Plastik-Recycling-Fabriken nimmt auch trotz der Einführung der Verbote zu.

Als zweitgrößter Verursacher von Plastikmüll, der in den Weltmeeren endet, hat Indonesien auf Rang zwei direkt hinter China eine enorme Aufgabe zu bewältigen. Das Land, das eine Bevölkerung von 250 Millionen Menschen aufweist, verwendete laut des Ministeriums für Umwelt und Forstwirtschaft allein im Jahr 2016 rund 9,8 Milliarden Plastiktüten. Vor dem Hintergrund einer gescheiterten Steuer auf Einwegplastiktüten, die laut der Indonesian Olefin, Aromatic and Plastic Industry Association (Inaplas) ''Auswirkungen auf kleine und mittelständische Unternehmen'' gehabt hätte, hat das Land nun 1 Milliarde USD hinterlegt, einschließlich eines Kredits von der Weltbank in Höhe von 100 Millionen USD. Laut dem Ministerium für Meeresangelegenheiten geht das Land davon aus, dass die Menge an Plastik, die es in die Weltmeere leitet, bis 2025 um 70% reduziert werden kann, indem Produktverpackungen überarbeitet werden, recycelbare Materialien verwendet werden und eine entsprechende Abfallwirtschaft eingeführt wird. Bezüglich Letzterer kann das Land eine ''beträchtliche'' Recycling-Industrie vorweisen, die pro Jahr ca. 1,1 Millionen Tonnen Plastikmüll recycelt. Dennoch ist die Recycling-Rate mit unter 20% verhältnismäßig niedrig, so die kürzlich gegründete Organisation Indonesia Plastics Recyclers (IPR).

Thailand produziert pro Jahr ca. 3 Millionen Tonnen Plastikmüll und hat nun eine 20-Jahres-Strategie veröffentlicht, die laut den Plänen des Ministeriums für Umweltschutz bis 2022 ein Nutzungsverbot für dünne Einwegplastiktüten vorsieht und bis 2025 ein Verbot für Einwegplastikbecher und Plastiktrinkhalme.

Das Nachbarland Malaysia hat hingegen einen Zero-Waste-Plan erstellt, der die Abschaffung von Einwegplastik bis 2030 anvisiert. In Singapur, wo die Müllverbrennung auf der Tagesordnung steht, hielt man sich bisher mit der Einführung von Gesetzen, die Einwegplastik entweder verbieten oder besteuern, zurück, zum Ärger der Umweltschützer, denn sogar Kambodscha hat mittlerweile eine Gebühr auf Plastiktüten in Einkaufszentren und Supermärkten eingeführt. Auch in den Philippinen wurde von der Regierung ein Verbot für Einwegplastik eingeführt, das für Plastikutensilien, Plastiktüten und Plastiktrinkhalme gilt.  Die Gemeindeverwaltungen haben außerdem Zero-Waste-Strategien in ihren Städten eingeführt.

Fazit und Ausblick für die südostasiatische Kunststoffbranche

Da südostasiens Kunststoffbranche momentan eine Wachstumskurve durchläuft, kann Nachhaltigkeit in der Branche nur durch die Anpassung der aktuellen Systeme für die Plastikhandhabung und den Plastikkonsum erreicht werden. Alleine die fünf Länder Indonesien, die Philippinen, Vietnam, Thailand und Malaysia produzieren gemeinsam 8,9 Millionen Tonnen schlecht gehandhabtes Plastik pro Jahr. Womöglich ist die Bekämpfung der Umweltbelastung durch die Abfallhandhabung mithilfe von Verboten von Plastiktüten und ähnlichen steuerrechtlichen Maßnahmen, die für viele Länder überwiegend das erste Instrument zur Handhabung des Mülls darstellen, nicht mehr so wirkungsvoll wie vorab angenommen. Heutzutage bedarf es eines umfassenden Ansatzes, um die Planung zu berücksichtigen und Technologien zu entwickeln, die den Wert der Materialien steigern.  Dabei sollte das Kreislaufwirtschaftsmodell Anwendung finden, das darauf abzielt, die Müllproduktion durch die Wiederverwendung von Materialien und die Wiederverwertbarkeit von Materialien in den großen Branchen (Automotive, Bauwesen, Verpackung und andere) einzudämmen.

Im neu gegründeten Nachhaltigkeitssystem, das von der in Malaysia ansässigen Nichtregierungsorganisation Circular Economy Asia (CEA) angeführt wird, wurden mittlerweile Ziele festgelegt, mit denen Asien durch gemeinsame Bemühungen sein Müllproblem in den Griff bekommen und gleichzeitig eine Kreislaufwirtschaft anstreben soll.  Das Modell der CEA sieht vor, einen regelmäßigen, praktischen und effizienten Sammelservice anzubieten, informelle Recycling-Sammler zu unterstützen und die Ebenen zu nutzen, in denen sie tätig sind, da es sich um ein System handelt, das bereits gut funktioniert. Des Weiteren sollen informelle Recycling-Sammler für technologieverbundene geografische Gebiete lizenziert werden, wodurch Informationen und Daten für viele Schlüssellösungen erfasst werden können. CEA lobt außerdem das Asian Plastics & Packaging Agreement (APPA), ein Programm, das darauf abzielt, ein einheitliches Recycling-Label-System und eine zertifizierbare Lieferkette einzuführen, und dass jedes Land in Asien dazu auffordert, eine nachhaltige, kreislaufartige Kunststoff- und Verpackungsindustrie zu etablieren.

Zu guter Letzt hält CEA fest, dass Asien im Jahr 2050 voraussichtlich einen geschlossenen Müllkreislauf vorweisen kann, wenn Politiker die Kreislaufwirtschaft jetzt unterstützen und die Abschaffung von Deponierungen mit der Abzweigung von recycelbaren Ressourcen für die Wiederverwertung und der Produktion von zu 100% recycelbaren Kunststoffen einführen.

Sowohl Rohstoffproduzenten als auch Maschinenbauer wollen auf der K 2019 ihre Erfahrungen und ihr Wissen über Recycling, nachhaltige Entwicklung und Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen international zur Verfügung stellen. Gerade vor diesem Hintergrund wird die ''Circular Economy'' im Mittelpunkt der K 2019 stehen, die als globale Leitmesse der Branche optimale Voraussetzungen bietet, um mit Fachleuten aus vielen Ländern der Welt die Gespräche zu diesem wichtigen Thema zu vertiefen und eine Zusammenarbeit zu intensivieren.

Quelle: K 2019