Eine neue Einnahmequelle für britische Landwirte

Eine neue Einnahmequelle für…

Die Möglichkeit ortansässiger Landwirte, Biomasse an die Kartonfabrik von Iggesund Paperboard im englischen Workington zu verkaufen, wird der dortigen Landwirtschaft jährlich mehr als 1,5 Millionen Pfund einbringen. Diese Initiative hat knapp 200 Farmen in Cumbria und Schottland eine vollkommen neue Einnahmequelle erschlossen. Kürzlich wurde sie daher mit dem Rushlight Bioenergy Award ausgezeichnet. Die Rushlight Awards sind eine ganze Reihe von Preisen, die speziell zur Unterstützung und Förderung der neuesten sauberen Technologien, Innovationen, Initiativen und Entwicklungsprojekte für Unternehmen und andere Organisationen in Großbritannien, Irland und auf internationaler Ebene ausgelobt wurden.

2013 investierte Iggesund in ein Biomasse-Heizkraftwerk, deren Hauptzweck es war, die Kartonfabrik mit erneuerbarer Energie betreiben zu können. Von einem Tag auf den anderen stellte das Werk seine Energieversorgung von fossilem Erdgas auf Biomasse um und reduzierte damit seine fossilen Kohlendioxidemissionen um 190.000 Tonnen pro Jahr, was den jährlichen Emissionen von etwa 65.000 Autos entspricht. Im Zusammenhang mit dieser Umstellung wurde die Idee geboren, örtlichen Landwirten die Möglichkeit anzubieten, Energiepflanzen anzubauen und an Iggesund zu verkaufen.

„Es war eine aufregende Reise. Anfangs war die Haltung der Landwirte äußerst skeptisch, wie es oft bei Landwirten der Fall ist. Doch nach und nach, als sie unser Engagement erkannten und die Berechnungen sahen, wie sie aus ihren weniger fruchtbaren Böden mehr Kapital schlagen könnten, schlossen sich immer mehr unserem Projekt an, das wir Grow Your Income nennen“, erläutert Neil Watkins, Alternative Fuels Manager bei Iggesund in Workington.

Ziel war es, 25.000 Tonnen Biomasse aus der Landwirtschaft einzubringen. Nach fünf Jahren zeichnet sich nun eindeutig ab, dass diese Zielsetzung überschritten wird, wenn alle Pflanzen aus dem Vertragsanbau erntereif sind.

Wie in vielen anderen Ländern sind auch in Großbritannien die ländlichen Räume von Überalterung betroffen. Die meisten Söhne und Töchter von Landwirten möchten in die Großstädte ziehen, um Rocksänger, Computergenies oder Fernsehstars zu werden. Die ältere Generation, die zurückbleibt, muss sich weniger arbeitsintensive Alternativen suchen, die ein zuverlässiges Einkommen gewährleisten. Iggesunds Angebot an die ländliche Gemeinschaft umfasste neben Hilfe beim Anpflanzen auch die Abwicklung der Ernte und den Transport zur Fabrik. Alle diese Maßnahmen helfen bei der Reduzierung der Arbeitsbelastung für die einzelnen Betriebe. Iggesund hat außerdem langfristige indexierte Verträge geschlossen, die dazu beitragen, das künftige Einkommen vorhersehbar zu machen.

Zu Beginn des Projekts hatte das britische Ministerium für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums (DEFRA) die Empfehlung gegeben, dass Teile von Cumbria sich sehr gut für den Anbau von Energiepflanzen eignen würden. Als sich das Projekt entwickelte, zeigte sich, dass die Pflanzen auch den Auswirkungen von Überschwemmungen entgegenwirken und zu einer größeren Biodiversität führen.

„Noch ein weiterer Vorteil von Energiepflanzen – in unserem Fall Kurzumtriebsweiden – ist, dass sie auf weniger fruchtbaren Böden einen guten Ertrag ergeben und damit keine Flächen beanspruchen, die sich besser für die Produktion von Lebensmitteln eignen“, unterstreicht Neil Watkins.

Geschäftsführer Ulf Löfgren, der daran beteiligt war, das Projekt Grow Your Income ins Leben zu rufen, weist auf zusätzliche Auswirkungen hin, die über die bloße Versorgung mit Brennstoff für den Betrieb des Werks hinausgehen:

„Cumbria und die Teile von Schottland, in denen wir aktiv sind, sind vor allem landwirtschaftlich geprägt. Unsere Interaktion mit den Landwirten, die Zusammenarbeit beim Anbau von Energiepflanzen sowie die Tatsache, dass wir sie auf Landwirtschaftsmessen treffen und sie zu Studienbesuchen zu uns kommen, hat darin resultiert, dass wir nun über eine weitaus besser definierte Identität in der Region verfügen.“

„Außerdem können wir uns alle gegenseitig auf die Schulter klopfen, weil wir ein so gutes Beispiel für das 17. der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sind, nämlich eine Partnerschaft zur Erreichung eines der anderen Ziele für nachhaltige Entwicklung. In diesem Fall handelt es sich um die Zusammenarbeit einer großen Prozessindustrie mit mehr als 100 Landwirten, um gemeinsam fossile Emissionen zu reduzieren.“

Iggesund Paperboard baut auf acht Hektar Land rund um die Kartonfabrik auch selbst Energiepflanzen an.

Iggesund
„Eine Summe von fast 1,6 Millionen Pfund fließt jährlich von unserer Kartonfabrik in Workington in die regionale Landwirtschaft“, erklärt der Geschäftsführer der Kartonfabrik, Ulf Löfgren. Im Januar 2019 wurde das Projekt mit dem Rushlight Bioenergy Award ausgezeichnet.