Wir erwarten eine Umsatzsteigerung - sagt ein Vorstandsmitglied von Lanxess

Lassen Sie uns über Chancen und Risiken für Lanxess sprechen. Wie ist Ihre Meinung zum Thema Digitalisierung? Können wir von einer Revolution sprechen?

Die Digitalisierung wird die Prozesse und Geschäftsmodelle sowohl in der chemischen Industrie als auch in den Branchen von unseren Kunden nachhaltig verändern. Ja, man kann dies als eine Revolution bezeichnen, aber eine solche, die eine Fülle an Möglichkeiten mit sich bringt. Deshalb wollen wir die digitale Transformation der chemischen Industrie aktiv unterstützen, um ihr Potenzial rechtzeitig wahrzunehmen. Im vergangenen Jahr startete Lanxess eine Digitalisierungsinitiative mit einem neuen Bereich, der direkten an den CEO berichtet. Zu den wichtigsten Schwerpunkten unserer Tätigkeit gehören: die Digitalisierung der Wertschöpfungskette, die Nutzung großer Datenmengen (Big-Data), die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und die Verbreitung digitaler Kompetenzen unter den Mitarbeitern.

Und die Gefahren? Wir sind Zeugen protektionistischer Tendenzen auf der ganzen Welt. Manchmal können sie sogar in Handelskriegen zwischen den stärksten Wirtschaften münden. Hat das Einfluss auf Lanxess?

Wir beobachten sehr aufmerksam diese Entwicklungen. Die Geschichte lehrt uns, dass in Handelskriegen beide Seiten verlieren und dass diese Konflikte die Landesproduktion nicht erhöhen. Wir erwarten, dass die daran beteiligten Politiker eine Lösung finden werden, während wir unsere Strategie fortsetzen. Sollte die Situation doch nicht gelöst werden, passen wir unsere Pläne dementsprechend an.

Die Europäische Union konzentriert sich auf die soziale Verantwortung der Unternehmen und die nachhaltige Entwicklung. Wie lässt sich das Umweltengagement von Lanxess beschreiben?

Als internationales Spezialchemieunternehmen tragen wir eine große Verantwortung für den Schutz der Umwelt, aber auch für Sicherheit, soziale Verantwortung, Qualität und Wirtschaftlichkeit. Unsere Aktivitäten im Bereich der sozialen Verantwortung wurden durch die Aufnahme in den Dow Jones Sustainability Index und die FTSE4Good Index Series anerkannt. Chemie ist und für immer bleibt Chemie - wir sind uns dessen bewusst. Wir verbinden jedoch wirtschaftlichen Erfolg mit hohen Sozialen- und Umweltstandards. Unsere Anstrengungen spiegeln sich auch in konkreten Zahlen wider: Seit 2007 haben wir unsere CO2-Emissionen halbiert. Für ein Unternehmen dieser Größe bedeutet dies eine Reduzierung des CO2-Äquivalents um rund 600 000 Autos. Das macht schon einen Unterschied. Gleiches gilt für einige unserer Produktlösungen. Zum Beispiel unsere Hochleistungskunststoffe, die die Metallteile in Fahrzeugen ersetzen und dadurch deren Gewicht - und damit auch den Kraftstoffverbrauch - deutlich reduzieren. Oder unsere neue Produktionslösung für Leder - die Produktionsabfälle in diesem Fall werden vollständig in Gerbstoffe verarbeitet. Diese Innovation wurde vor Kurzem vom Bundesumweltministerium ausgezeichnet.

Abschließend möchte ich Sie zur Zukunft von Lanxess befragen. Wie lauten die Umsatzprognosen für 2018?

In allen Regionen der Welt verzeichnen wir ein kontinuierliches Wachstum. Wir müssen uns aber auch mit einem schwachen Agrarmarkt auseinandersetzen, wo sich die Situation frühestens 2019 verbessern könnte. Darüber hinaus kann das globale Wachstum durch zunehmende politische Risiken gefährdet sein. Dennoch erwarten wir auch nach einem sehr guten Vorjahr eine Umsatzsteigerung und eine Verbesserung des operativen Ergebnisses. Im Mai prognostizierten wir für das Gesamtjahr eine Ergebnissteigerung von 5 bis 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wir gehen nun davon aus, das obere Ende dieser Prognosen zu erreichen.

Dr Rainier van Roessel wurde in Oisterwijk, Niederlande geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre (bussiness administration) an der Universität zu Köln. Er promovierte 1988 und trat im selben Jahr in die Bayer AG ein. Mit Lanxess ist er seit 2004 verbunden, als Bayer das Chemiegeschäft von seinen Strukturen getrennt und eine eigenständige Einheit namens Lanxess gegründet hat. Seit dem 1. Januar 2007 ist van Roessel Mitglied des Verwaltungsrats der Gesellschaft.

Das Interview führte Jacek Leszczyński, ins Deutsche übersetzt von Piotr Hęćka